Farbe & Schwarzweiß, 122 Minuten
Blairs Dokumentation erhielt den "Oscar" als Bester (langer) Dokumentarfilm des Jahres 1995.
Anne Frank Remembered erzählt die Lebensgeschichte der Anne Frank, von ihrer Kindheit in Frankfurt und Amsterdam, ihrer Zeit im Hinterhaus-Versteck und ihrem Tod im Konzentrationslager.
Jon Blair wollte Anne Frank entmystifizieren, um sie als dreidimensionalen Charakter darzustellen und nicht nur so, wie sie sich selbst in ihrem Tagebuch beschrieben hat. Er wollte eine "reale" Anne zeigen.Daher kommen zum ersten Mal Zeitzeugen, Personen, die die Franks gekannt haben, zu Wort: Freundinnen aus frühester Kindheit, Schulfreundinnen von Anne und Margot, Angestellte Otto Franks, Menschen, die die Franks im Konzentrationslager gesehen haben, ihr Cousin und einziger noch lebender Verwandter. Unter ihnen auch die gebürtige Wienerin Miep Gies, die die Franks versteckte, ihnen täglich Lebensmittel brachte und sie mit Neuigkeiten von draußen versorgte. Sicherlich einer der bewegendsten Momente ist, als Miep Gies und Peter Pfeffer, der Sohn von Fritz Pfeffer, das erste Mal zusammentreffen.
Der Film beinhaltet neben seltenem Archivmaterial, noch nie gezeigten Fotos und erst kürzlich entdeckten Briefen Otto Franks außerdem den einzigen Film-ausschnitt, den es von Anne Frank gibt. Die Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1941: Bei einer Hochzeit schwenkt der Kameramann auf die umliegenden Häuser, auf die Menschen, die von ihren Fenstern dem Brautpaar zuwinken, unter ihnen ein fröhliches junges Mädchen: Anneliese Marie Frank, genannt Anne.
Ihre Aufzeichnungen, die sie im Alter zwischen 13 und 15 Jahren im Hinterhaus-Versteck schrieb, wurden seit 1947 weltweit 25 Millionen Mal verkauft und in 54 Sprachen übersetzt.
"Ich hoffe, dass durch die Beleuchtung jeder Facette eines Lebens, Menschen an die Millionen denken werden, deren Geschichten nie erzählt oder bekannt wurden. Gleichzeitig ist es nicht nur eine Erzählung derer, die durch den Holocaust starben, die sechs Millionen Juden, die wegen Antisemitismus ermordet wurden. Es ist auch die Geschichte der Opfer von Diskriminierung, wo immer und wann auch immer sie weltweit auftritt. Ich hoffe, dass ich den Wahnsinn von Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung in jeder Form zeigen kann. Und wenn nur einige Leute diese Geschichte sehen und sich einen Spiegel vorhalten und nur ein wenig über diese Themen nachdenken, wäre es großartig." Jon Blair
Programmheft Jüdische Filmwoche Linz
Text als pdf